SDBP #128: Zwischen Selbstschutz und Zivilcourage: Was Ego mit uns macht

Das Thema dieser Folge betrifft uns alle: das Ego. Egal, ob wir in der Selbstverteidigung trainieren, im Berufsleben unsere Ziele verfolgen oder im Alltag Entscheidungen treffen – das Ego spielt immer eine zentrale Rolle. Heute tauchen wir tiefer ein und beleuchten die Frage, wie das Ego unser Handeln beeinflusst, wann es uns im Weg steht und wie wir lernen können, es bewusst zu nutzen.

Was ist das Ego eigentlich?

Beginnen wir mit einer grundlegenden Definition: Das Ego ist die Vorstellung, die wir von uns selbst haben. Es ist der Teil unseres Bewusstseins, der unsere Identität formt und unser Handeln lenkt. Wenn wir von „Ego“ sprechen, denken viele sofort an Überheblichkeit oder Narzissmus. Dabei ist das Ego vielschichtiger und kann sowohl positive als auch negative Einflüsse auf unser Leben haben.

Ego als Überlebensinstinkt

In der Psychologie wird das Ego oft als Vermittler zwischen unserem inneren Trieb (Es) und den gesellschaftlichen Normen (Über-Ich) verstanden. Es hilft uns, in sozialen und emotionalen Konflikten Lösungen zu finden und unseren Platz in der Welt zu behaupten. In diesem Sinne erfüllt das Ego eine überlebenswichtige Funktion: Es sorgt dafür, dass wir für uns selbst eintreten und unsere Bedürfnisse durchsetzen können.

Ego und Selbstwert

Ein gesundes Ego gibt uns Selbstvertrauen. Es hilft uns, uns in der Welt zu behaupten, Herausforderungen zu meistern und auch mal „Nein“ zu sagen. Problematisch wird es, wenn das Ego unser Denken und Handeln übermäßig dominiert. Dann sprechen wir von einem „aufgeblähten Ego“ – ein Zustand, der uns blind für die Bedürfnisse anderer machen kann.

Das Ego im Alltag

Jeder von uns kennt Situationen, in denen das Ego eine Rolle spielt. Ob bei einer hitzigen Diskussion, einem sportlichen Wettkampf oder einem Konflikt im Beruf: Das Ego meldet sich immer dann zu Wort, wenn unser Selbstbild bedroht wird. Die Frage ist, wie wir in solchen Momenten damit umgehen.

Ego im Beruf

Im Arbeitsumfeld zeigt sich das Ego oft auf unterschiedliche Weise. Manche Menschen neigen dazu, Kritik persönlich zu nehmen, und verteidigen ihre Standpunkte vehement – selbst wenn eine andere Lösung effektiver wäre. Andere ziehen sich bei Konflikten zurück, weil ihr Ego durch die Situation verletzt wurde. Beides kann den Erfolg im Team beeinträchtigen.

Ego in Beziehungen

Auch in zwischenmenschlichen Beziehungen beeinflusst das Ego unser Verhalten. Es lässt uns an Streitigkeiten festhalten, weil wir nicht „verlieren“ wollen. Es sorgt dafür, dass wir Recht behalten möchten, selbst wenn das eigentliche Thema längst nicht mehr relevant ist. Gleichzeitig kann ein gesundes Ego dazu beitragen, klare Grenzen zu setzen und toxische Beziehungen zu vermeiden.

Ego in der Selbstverteidigung

Im Kontext der Selbstverteidigung wird das Ego besonders deutlich. Hier entscheidet es oft, ob wir eine Konfrontation eskalieren oder deeskalieren. Ein übersteigertes Ego kann uns dazu verleiten, unnötige Risiken einzugehen, um unser Selbstbild zu verteidigen. Ein bewusst eingesetztes Ego hingegen hilft uns, rational zu bleiben und in gefährlichen Situationen klug zu handeln.

Wann steht uns das Ego im Weg?

Das Ego wird problematisch, wenn es unser Denken und Handeln dominiert. Besonders in stressigen oder konfliktgeladenen Situationen kann es uns daran hindern, klar zu denken. Hier sind einige Beispiele, wie das Ego uns im Weg stehen kann:

  1. Unfähigkeit, Kritik anzunehmen
    Niemand hört gerne, dass er etwas falsch gemacht hat. Doch konstruktive Kritik ist ein wertvolles Werkzeug, um zu wachsen. Ein überempfindliches Ego kann jedoch dazu führen, dass wir jede Kritik als Angriff auf unsere Person werten.
  2. Konflikte eskalieren lassen
    Manchmal halten wir an einer Diskussion fest, nur um „Recht zu behalten“. Dabei geht es uns weniger um die Sache als darum, unser Ego zu bestätigen. Dies kann Beziehungen belasten und Konflikte verschärfen.
  3. Risikobereitschaft aus Stolz
    Besonders in gefährlichen Situationen, wie sie in der Selbstverteidigung auftreten können, ist ein übertriebenes Ego gefährlich. Es verleitet uns dazu, Risiken einzugehen, die vermeidbar wären, nur um unser Selbstbild zu schützen.

Wie können wir unser Ego besser verstehen?

Der erste Schritt, um mit dem Ego bewusster umzugehen, ist, es zu verstehen. Dazu gehört, die eigenen Triggerpunkte zu erkennen – also die Momente, in denen wir uns besonders schnell angegriffen oder verletzt fühlen. Diese Trigger sind oft tief in unserer Vergangenheit verwurzelt und spiegeln unverarbeitete Erfahrungen wider.

Reflexion und Achtsamkeit

Ein wirksames Mittel, um das Ego zu kontrollieren, ist die regelmäßige Reflexion. Indem wir uns fragen, warum uns eine bestimmte Situation wütend, verletzt oder verunsichert hat, können wir die wahren Ursachen erkennen. Achtsamkeitsübungen, wie Meditation oder Tagebuchschreiben, helfen dabei, diese Muster aufzudecken.

Empathie entwickeln

Ein weiterer wichtiger Schritt ist, Empathie zu entwickeln. Indem wir uns in die Perspektive anderer Menschen versetzen, können wir unser Ego in den Hintergrund rücken und uns auf das Wesentliche konzentrieren. Dies fördert nicht nur zwischenmenschliche Beziehungen, sondern hilft uns auch, Konflikte konstruktiver zu lösen.

Das Ego bewusst nutzen

Das Ziel ist nicht, das Ego zu unterdrücken oder zu eliminieren. Vielmehr geht es darum, es bewusst zu nutzen. Ein gesundes Ego kann uns dazu motivieren, unsere Ziele zu verfolgen, mutig aufzutreten und für unsere Werte einzustehen. Hier sind einige Tipps, wie wir unser Ego sinnvoll einsetzen können:

  1. Selbstvertrauen aufbauen
    Ein starkes Selbstvertrauen ist der Schlüssel zu einem gesunden Ego. Indem wir unsere Stärken kennen und akzeptieren, können wir sicher auftreten, ohne uns ständig beweisen zu müssen.
  2. Grenzen setzen
    Ein gesundes Ego hilft uns, klare Grenzen zu setzen – sowohl im Beruf als auch im Privatleben. Es gibt uns die Kraft, „Nein“ zu sagen und uns nicht ausnutzen zu lassen.
  3. Ziele verfolgen
    Das Ego kann uns auch motivieren, unsere Ziele zu erreichen. Indem wir unser Ego bewusst als Antrieb nutzen, können wir Herausforderungen meistern und unsere Träume verwirklichen.

Ego und Selbstverteidigung: Eine besondere Beziehung

In der Selbstverteidigung ist das Ego oft der entscheidende Faktor, der darüber entscheidet, wie wir handeln. Hier zeigt sich, wie wichtig es ist, das Ego zu kontrollieren und gezielt einzusetzen.

Ego und Deeskalation

Ein übersteigertes Ego kann in gefährlichen Situationen dazu führen, dass wir die falsche Entscheidung treffen. Wer sich provoziert fühlt und aus Stolz reagiert, riskiert eine Eskalation. Stattdessen sollten wir lernen, unser Ego zu zügeln und uns auf die Deeskalation zu konzentrieren.

Ego und Selbstbewusstsein

Ein gesundes Ego ist jedoch unerlässlich, um in der Selbstverteidigung erfolgreich zu sein. Es gibt uns das Selbstbewusstsein, uns zu verteidigen, wenn es nötig ist, und für unsere Sicherheit einzustehen. Die Herausforderung besteht darin, das richtige Gleichgewicht zu finden.

Fazit: Das Ego als Werkzeug

Das Ego ist weder gut noch schlecht – es ist ein Werkzeug, das wir bewusst einsetzen können. Indem wir lernen, unser Ego zu verstehen und zu kontrollieren, können wir es nutzen, um unser Leben positiv zu gestalten. Ob im Beruf, in Beziehungen oder in der Selbstverteidigung: Ein gesundes Ego hilft uns, selbstbewusst aufzutreten, kluge Entscheidungen zu treffen und Herausforderungen zu meistern. Doch wie bei jedem Werkzeug liegt es an uns, wie wir es einsetzen.

In diesem Sinne: Seid achtsam mit eurem Ego und nutzt es, um euer Leben zu bereichern – und nicht, um es zu verkomplizieren. Bis zur nächsten Folge!

 

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